Versuchsdatenbank Weinbau


Einfluss der Laubwandhöhe auf Wasserverbrauch u. Reife (R)

Versuchsnummer:
OP-2006-SE-002



Thema - Ergebnisse

Versuchsfrage:Möglichkeiten zur Verminderung des Wasserverbrauchs und zur Reifeverzögerung (Verminderung des Botrytisbefalls, Verlängerung der Reifedauer, Vermeidung zu hoher Alkoholgehalte) durch kürzere Laubwandhöhe bei Riesling im Steilhang


Ergebnisse:Im Jahr 2006 wurden die Erträge durch die Frühe Entblätterung und vor allem durch die Traubenhalbierung in bekanntem Maße gemindert und durch die Holzhäckselabdeckung stark gesteigert. Mit Ausnahme der kurzen Laubwand lagen die Mostgewichte bei allen Varianten bei knapp 100°Oe. Die niedrige Laubwandhöhe hatte eine leichte Ertragssteigerung und ein Reiferückgang um 5 °Oe (auf 94°Oe) bei gleichzeitigem Anstieg der Mostsäure um 2 g/l zur Folge. Durch Verbesserung des Blattfrucht-Verhältnisses infolge einer Traubenhalbierung wurde der Mostgewichtsrückgang bei der niedrigen Laubwand bei deutlich vermindertem Ertrag ausgeglichen. Der Reiferückstand der niedrigen Laubwandhöhe führte ebenfalls zu einer Botrytisminderung umknapp 60 %, welche sicherlich auch zum Mostgewichtsrückgang beitrug. Die übrigen nicht ertragsreduzierten Varianten sanken jedoch trotz der z.T. hohen Ertragsunterschiede verglichen mit den Varianten mit Traubenteilung nicht im Mostgewicht ab. Mit verantwortlich hierfür ist sicherlich der um ein Vielfaches geringere Botrytisbefall in den durch Traubenteilung ertragsreduzierten Varianten und das allgemein sehr hohe Mostgewichtsniveau, welches nur noch schwer steigerbar ist.
Durch die frühe Entblätterung und die Traubenhalbierung wurde die Botrytisbefallsstärke auf ca. 1/4, durch die niedrige Laubwand auf ca. 1/2 herabgesetzt; die Bodenabdeckung hatte keinen Einfluss.
Die verschiedenen Varianten hatten keinen Einfluss auf die NOPA-Werte im Most.

Im Jahr 2007 waren die Einflüsse der Versuchsvarianten sehr ähnlich wie im Jahr 2006 ausgeprägt. Die Mostgewichte lagen wischen 93° und 98°Oe, mit Ausnahme der Bodenabdeckung, welche bei höchstem Ertrag (30% über Kontrolle, 2,5fach höher als in der Variante mit Entblätterung und Traubenhalbierung) auch das höchst Mostgewicht von 104°Oe erreichte.
Die Botrytisbefallsstärke wurde durch die frühe Entblätterung und durch das Traubenteilen um 50% und mehr gemindert, während sie durch die Bodenabdeckung leicht erhöht wurde. Die niedrige Laubwand hatte keinen Einfluss.

Im Jahr 2008 waren die Ausgangsmostgewichte (Kontrolle 88°Oe) niedriger als in den beiden Vorjahren. Durch die frühe Entblätterung (93°Oe) und die zusätzliche Traubenhalbierung (97°Oe) wurde das Mostgewicht deutlich gesteigert. Die kurze Laubwand hatte keinen Einfluss auf das Mostgewicht, durch die Bodenabdeckung wurde dieses trotz deutlich höherem Ertrag gegenüber der Kontrolle um 4°Oe (auf 92°Oe) gesteigert. Der Einfluss auf die Mostsäure war sehr uneinheitlich.
Die Botrytisbefallsstärke wurde durch die Entblätterung, die Traubenhalbierung und durch die Laubwandeinkürzung zum Reifebeginn auf ca. 1/3 halbiert. Die Laubwandseinkürzung 2-3 Wochen vor der Lese hatte eine Halbierung der Botrytisbefallsstärke zur Folge.

Im Jahr 2009 hatte die Laubwandhöhe keinen Einfluss auf den Ertrag und das Mostgewicht. Die Bodenabdeckung hatte bei ähnlich hohem Ertragsniveau wie in der alternierenden Dauerbegrünung (mit u. ohne Laubwandeinkürzung) das mit abstand höchste Mostgewicht (von 83°Oe auf 96°Oe angestiegen).
Die NOPA-Werte stiegen von der niedrigen Laubwandd (66 mg/l) über die hohe Laubwand (96 mg/l) zur Bodenabdeckung (123 mg/l) kontinuierlich an. Die Bodenabdeckung hatte eine Botrytisbefallsstärke von ca. 6%, während die alternierenden Dauerbegrünung (mit u. ohne Laubwandeinkürzung) bei knapp 3% lag.

Im Jahr 2010 hatte die früh eingekürzte Laubwand keinen Einfluss auf das Mostgewicht und lag mit 97°Oe identisch mit der Kontrolle. Die späte Laubwandeinkürzung zum Reifebeginn hatte eine um 4° Oe geringeres und die Bodenabdeckung mit hoher Laubwand ein um 3°Oe höheres Mostgewicht. Die allgemein niedrigen Erträge in diesem Jahr lagen mit Ausnahme der Holzhäckselabdeckung (37 kg/ar) mit 62-64 kg/ar auf gleichem Niveau. Das geringe Ertragsniveau der Holzhäckselabdeckung ist auf eine verstärkte Verrieselung (forciert durch stärkeren Wuchs und leichte Chlorose während der Blüte) und die dichtere Laubwand mit der Folge einer erhöhten Stiellähme und Stielfäule zurückzuführen. Die NOPA-Werte lagen nur in der Holzhäckselabdeckung mit 165 mg/l gegenüber allen anderen Varianten (70-87 mg/l) deutlich erhöht, was sicherlich auf die bessere Wasser- und Nährstoffversorgung unter der Holzhäckselversorgung zurückzuführen ist. Die Mostsäure lag unabhängig von der Laubwandhöhe in den offen/begrünten Varianten zwischen 11,7-12,1 g/l und nur in der Holzhäckselvariante trotz des geringeren Ertrages und des höheren Mostgewichtes, evtl. bedingt durch den erhöhten Stiellähmeanteil mit 13 g/l auf einem höheren Niveau.
Die Botrytis- und Stiellähmebefallsstärke war in der Kontrolle am geringsten (33,7 % bzw. 42,2%), in den Laubwandeinkürzungsvarianten leicht und in der Holzhäckselvariante (49,4% bzw. 73,8%) deutlich erhöht.

Insgesamt betrachtet wirkte sich auf diesem trockenstressgefährdeten Steilhang die Laubwandeinkürzung weniger stark mostgewichtsmindernd aus als auf Standorten mit besserer Wasserversorgung. Offensichtlich ist auf solchen sonnenexponierten Standorten weniger der Lichtgenuss und somit die Blattfläche als vielmehr die Wasserversorgung der limitierende Faktor der Photosyntheseleistung, auch wenn anhand der frühmorgendlichen Blattwasserpotentiale bei der kurzen Laubwand keine wesentlich verbesserte Wasserversorgung nachgewiesen werden konnte. Dass der Faktor Wasser für die Photosyntheseleistung auf diesem Standort von überragender Bedeutung ist, zeigt sich durch die Bodenabdeckung (auch höchste Blattwasserpotentiale), welche selbst bei deutlicher Ertragssteigerung auch durch überragende Mostgewichte glänzt.


Bemerkungen:Veröffentlicht:

Alkoholmanagement im Weinberg - Mostgewichtsreduzierung durch kürzere Laubwände?
Das Deutsche Weinmagazin, Heft 10 (15. Mai), 2010, S. 12-17

Vortrag Agrartage 2007, 2008 (Nieder-Olm)


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Verantwortlicher: Dr. Bernd Prior E-Mail: bernd.prior@dlr.rlp.deDLR R-N-H (OP)zurück