Fischverzehr und Nachhaltigkeit

Die Bedeutung der Flüsse und Meere für das Leben auf der Erde ist unumstritten. Doch menschliche Aktivitäten setzen diesen Lebensräumen immer mehr zu. Flüsse und Meere bilden empfindliche Ökosysteme, die durch intensive Nutzung bedroht sind. Fischfang ohne Augenmaß lässt Fisch langfristig zur Mangelware werden. Wissenschaftler haben den Zusammenbruch der gesamten kommerziellen Fischerei für das Jahr 2048 vorhergesagt, wenn weiter so gefischt wird wie bisher.

Durch verantwortlichen Einkauf kann jeder zum Erhalt der Fisch-Vielfalt beitragen.
Für Wildfisch gibt es das MSC-Siegel und bei Zuchtfischen kann man sich an Bio-Siegeln orientieren. Diese Zeichen stehen für nachhaltig erwirtschafteten Fisch. Eine Fischerei gilt als nachhaltig, wenn sie die Population der befischten Art aufrecht erhält und keine schädlichen Auswirkungen auf andere Arten innerhalb des Ökosystems hat. Letztere sind zum Beispiel die Dezimierung der Nahrungsquelle, die Verletzung oder Tötung bei der Sortierung von Beifang oder die generelle Zerstörung des Lebensraumes.


MSC-Siegel

MSC-Siegel
© MSC
Ein etabliertes Label für guten Fisch bietet der Marine Stewardship Council (MSC). Diese unabhängige, nichtstaatliche Organisation mit Sitz in London zertifiziert weltweit Fischereien, die Kriterien für ein nachhaltiges Fischereimanagement erfüllen.
Nachhaltige Fischerei heißt: Es darf nur so viel gefischt werden, wie wieder nachwächst. Bei erschöpften Beständen muss die Fischerei durch ein langfristiges ausgelegtes Management sicherstellen, dass sich der Bestand erholen kann. Struktur, Vielfalt und Lebendigkeit der betroffenen Ökosysteme dürfen durch die Fischerei nicht beeinträchtigt werden. Die Fangmethoden dürfen die Meeresumwelt nicht schädigen und Beifang muss auf ein Minimum reduziert werden. Neben ökologischen müssen auch gesetzliche und sozialpolitische Anforderungen erfüllt werden.


Aquakulturen

Um die steigende Nachfrage befriedigen zu können, wird Fisch auch in Unterwasserfarmen gezüchtet. Die Aquakultur ist mit Steigerungsraten von durchschnittlich neun Prozent seit 1970 der am schnellsten wachsende Zweig in der globalen Ernährungswirtschaft. Rund 50 Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte werden inzwischen in Süßwasser- und Meereszuchtanlagen erzeugt. Das entspricht fast der Hälfte des weltweit konsumierten Speisefisches.

Um Fisch aus Aquakultur zu züchten, wird zusätzlich Wildfisch gefangen und verfüttert. Zur Produktion von einem Kilogramm Lachs beispielsweise benötigt man ca. vier Kilogramm Fischeiweiß. Bei Thunfisch ist es noch drastischer: Pro Kilogramm Tunfisch werden ca. 20 Kilogramm tierisches Eiweiß gebraucht.
Außerdem verursachen Aquakulturen in der Regel Umweltschäden, wenn Chemikalien, Nahrungsreste, Fischkot und Antibiotika aus den offenen Netzkäfigen in die Flüsse und Meere gelangen. Da die rasant wachsende Aquakultur viel Fläche in den Küstenregionen tropischer und subtropischer Länder vereinnahmt, gehen durch den Bau von Zuchtanlagen wertvolle Lebensräume, wie z. B. die Mangrovenwälder, verloren.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Fisch in Aquakultur zu züchten. Nicht alle Methoden haben schädliche Auswirkungen und sind ökologisch bedenklich, es gibt auch umweltfreundliche Fisch-Zuchten. Helfen kann dem Verbraucher ein Blick auf Bio-Siegel wie „Naturland“ und „Bioland“, die es inzwischen auch für Zuchtfisch gibt. Bio-Fisch entstammt ökologisch wirtschaftenden Aquakulturen, in denen die Zucht nach strengen Richtlinien erfolgt.
Der WWF arbeitet außerdem an einem neuen Gütesiegel für nachhaltige Aquakulturen, dem ASC. Der ASC soll durch eine objektive Beurteilung von Nachhaltigkeitsaspekten bei Aquakulturen eine zuverlässige Empfehlung für Verbraucher und Händler geben und helfen, die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten zu decken.


Nutzfische aus heimischen Gewässern

Süßwasserfische haben einen Anteil von ungefähr 20 Prozent am Fischkonsum in Deutschland. Es muss nicht Viktoriabarsch oder Pangasius sein! Vieles spricht dafür, Fisch aus heimischen Gewässern zu kaufen. Die Auswahl an regionalen Spezialitäten ist groß, die Ökobilanz sehr günstig.
In unseren heimischen Gewässern leben über 90 Süßwasser-Fischarten – vom Aal bis zum Zander. Teichlandschaften wie die Oberlausitz, der Aischgrund oder die Oberpfalz sind geprägt von der Karpfenzucht, und überall in Deutschland gedeihen in Flüssen, Seen und Zuchtanlagen Forellen. Teichwirtschaft mit Hilfe von künstlich angelegten Teichen ist die älteste Art der Fischzucht: Bereits im Mittelalter wurden Karpfen gezüchtet.


Das können Sie tun:
  • Bevorzugen Sie Fisch aus nicht gefährdeten Beständen.
  • Kaufen Sie gezielt Fisch mit MSC- oder Bio-Siegel. Nachfrage trägt dazu bei, dass mehr Betriebe aufgrund der steigenden Beliebtheit auf nachhaltigen Fischfang und Fischzucht umrüsten.
  • Fragen Sie nach: Woher kommt der Fisch? Wie wurde er gefangen?
  • Greifen Sie zu Fisch aus heimischer Teichwirtschaft. Das garantiert kurze Wege.



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