Vitamin D – ein Schwerpunktthema im Ernährungsbericht 2020

Stand: 07/16/2021
Die Bedeutung von Vitamin D bei Erkrankungen - Notizen wissenschaftlicher Ergebnisse

Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) alle 4 Jahre den DGE-Ernährungsbericht heraus. Berichtet wird über aktuelle Daten zur Ernährungssituation in Deutschland und über Ergebnisse aus Forschungsvorhaben mit dem Ziel, Handlungsempfehlungen ableiten zu können.

Ein aktuelles Thema im 14. DGE-Ernährungsbericht 2020 ist „Die Rolle von Vitamin D bei der Prävention und Behandlung ausgewählter extraskelettaler Erkrankungen – ein Umbrella Review“. (Anmerkung: „Umbrella Review“ = Auswertung systematischer Übersichtsarbeiten und Metaanalysen)
Die Bedeutung von Vitamin D für das Skelett ist aufgrund der Funktion im Kalzium- und Knochenstoffwechsel hinsichtlich der Osteoporosevorbeugung bekannt. Doch wie sieht es mit der Bedeutung dieses fettlöslichen Vitamins in Bezug auf andere Krankheiten aus? In letzter Zeit gibt es immer wieder Meldungen, dass ein Vitamin D-Mangel bei verschiedenen Erkrankungen vermutlich eine Rolle spielt bzw. mitverantwortlich sein kann. Auch im Zuge der Corona-Erkrankungen gelangte der Vitamin-D-Status im Körper des Menschen in den Fokus der Gesundheitsbetrachtungen.

Mit der Analyse wissenschaftlicher Untersuchungen liefert das Kapitel 5.2 des Ernährungsberichts begründete Ergebnisse bzgl. des Zusammenhangs zwischen Vitamin-D-Status und diversen Erkrankungen. Es ergeben sich aber auch Aussagen für weiteren Forschungsbedarf.
© DLR

Kardiovaskuläre Erkrankungen
Anhand der ausgewerteten Metaanalysen und systematischen Übersichtsarbeiten konnte kein eindeutiger Bezug einer Vitamin-D-Supplementation auf das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen analysiert werden.
Weiterer Forschungsbedarf wird angemeldet.

Krebserkrankungen
Die vorhandenen Daten deuten darauf hin, dass Vitamin-D-Supplemente die Krebssterblichkeit reduzieren. Ein Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Supplementation und der Häufigkeit des Auftretens von Krebserkrankungen (Krebsinzidenz) konnte jedoch nicht aufgezeigt werden.
Auf weiteren Forschungsbedarf wird ebenfalls hingewiesen.

Diabetes mellitus Typ 2
Die vorliegenden Studien ergaben in der Auswertung keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer Vitamin-D-Supplementation und der Häufigkeit des Auftretens eines Diabetes mellitus Typ 2.
Auch hier sehen die Autoren weiteren Forschungsbedarf, um abzuklären, wie sich eine Vitamin-D-Supplementation auf das Risiko für die Neuerkrankung an Diabetes mellitus Typ 2 und den Verlauf der Erkrankung verhält.

Atemwegserkrankungen
  • Asthma
    Ein Zusammenhang zwischen Vitamin D und verringertem Asthma-Risiko ist mit den analysierten Studiendaten nicht klar zu belegen.
    Demgegenüber zeigen die Studienauswertungen, dass durch eine gute Vitamin D-Versorgung das Risiko für Asthma-Exazerbationenen (-verschlimmerung) in der Kindheit verringert werden kann. Für Erwachsene lässt sich keine begründete Aussage ableiten.
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
    Für die fortschreitende, systemische Entzündungserkrankung COPD mit chronischer Verengung der Atemwege wird angenommen, dass COPD-Patient*innen mit Vitamin-D-Mangel wahrscheinlich von einer Vitamin-D-Supplementation profitieren können. Konkret werden die Ergebnisse zwei weiterer Studien hierzu erwartet.
  • Akute Atemwegsinfektionen (ARI acute respiratory tract infections)
    Für die Behandlung von Akuten Atemwegserkrankungen wurde anhand der Studienauswertungen keine erkennbare Auswirkung durch eine Vitamin-D-Supplementation ausgemacht. Auf die Prävention konnte hingegen ein positiver Einfluss durch Vitamin-D-Supplementation identifiziert werden.

Autoimmunerkrankungen
  • Multiple Sklerose
    Die Studienergebnisse zur Vitamin-D-Supplementation und Behandlung von Multipler Sklerose werden als heterogen dargestellt. Eindeutige Schlussfolgerungen können nicht herausgearbeitet werden und eine vorteilhafte Wirkung wird nicht vermutet.
  • Diabetes mellitus Typ 1
    Auch für diese Autoimmunerkrankung ergeben sich keine richtungweisenden Aussagen für eine Vitamin-D-Supplementation im Rahmen einer Behandlung bzw. zur Primärprävention von Diabetes mellitus Typ 1.

Abschließend weist der Ernährungsbericht in diesem Kapitel darauf hin, dass im Fall von notwendigen Supplementationen kontinuierlich tägliche Dosen verabreicht werden müssten. Damit ist die tägliche Zufuhr von 10-20 ug (400-800 IE) gemeint und nicht die Aufnahme hoher „Bolusdosen“.


Unser Fazit
Vitamin D erfüllt vielfältige Aufgaben im Stoffwechsel und für die Gesunderhaltung des Organismus. Verschiedene Funktionen sind im Ansatz erkannt, andere Wirkungen müssen in künftigen Forschungsvorhaben näher untersucht werden.
Klar ist jedoch, dass eine ausreichende Vitamin D-Versorgung essentiell ist. Dazu trägt der Verzehr Vitamin D-haltiger Lebensmittel ebenso bei wie die tägliche Bewegung im Freien bei Tageslicht. Inwieweit eine Supplementation im Einzelfall sinnvoll ist, sollte jede*r im Gespräch mit dem Hausarzt abklären.


Informationen


Ruth.Davin@dlr.rlp.de     www.Ernaehrungsberatung.rlp.de