Hitzestress bei Schweinen | ||||||||||||||||||||||||||||||
Stand: 07/09/2020 | ||||||||||||||||||||||||||||||
Länger anhaltende Hitzeperioden blieben seit dem offiziellen Sommeranfang Ende Juni bisher zwar aus, trotzdem wurde vieler Orts bereits die 30°C-Grenze geknackt. Werden diese Hitzephasen länger, stellt das nicht nur für uns sondern auch für das Schwein eine enorme Belastung dar. Die Konsequenzen sind häufig schlechte Futteraufnahmen, eine reduzierte Reproduktions- und Milchleistung, sowie schlechte Aufzuchtergebnisse.
Wer Umbaumaßnahmen im Stall, wie Rieselwände, Cool Pads oder Sprühkühlungen nicht realisieren kann, steht oft vor einer Herausforderung. Besonders im Abferkelstallt führen die unterschiedlichen Anforderungen der Ferkel und der Sau an das Klima häufig zu (lebensbedrohlichen) Problemen. Eine Anpassung der Fütterung kann kurzfristig helfen. 1. Rationsgestaltung anpassen
Der Einsatz von Futterkomponenten mit hoher Verdaulichkeit hilft die Wärmeproduktion über Verdauungsvorgänge zu reduzieren. Bei der Verstoffwechselung von Proteinen fällt besonders viel Wärme als Nebenprodukt an. Um die Wärmeproduktion zu verringern, ist ein Absenken des Rohproteingehaltes und der Einsatz von Aminosäuren in der Ration daher ein wirkungsvoller Ansatz um die Futteraufnahme konstant zu halten. Um der reduzierten Futteraufnahme zu begegnen, kann es sinnvoll sein die Nährstoffkonzentrationen anzupassen. Der Schlüssel zum Erfolg ist auch hier die Berücksichtigung der metabolischen Wärmeproduktion über das Futter. Die Nutzung von Fett als Energieträger geht mit einem geringeren Anfall an Wärme als Nebenprodukt einher. Folglich kann der Einsatz von verdaulichem Fett Leistungseinbußen durch eine reduzierte Futteraufnahme vorbeugen. 2. Mineralstoffe
3. Wasser
Tab.1: Wie viel Wasser braucht das Schwein?
Versuche zeigen darüber hinaus, dass Sauen von einer kühleren Temperatur des Wassers profitieren. Eine Wassertemperatur von 15°C führte im Vergleich zu 20°C Wassertemperatur zu einer höheren Futter- und Wasseraufnahme, höheren Milchleistungen und höheren Absetzgewichten bei den Ferkeln. Eine einfache Möglichkeit die Wasseraufnahme der Tiere zu überwachen ist die Installation von Wasseruhren. So kann der tägliche Wasserverbrauch direkt abgelesen werden. 4. Futterzusatzstoffe
Oxidativer Stress führt häufig zu „Lücken“ in der Darmbarriere, die ideale Eintrittspforte für potentiell schädliche Bakterien. Der Einsatz von Hefen stabilisiert die Darmbarriere und verbessert die Nährstoffaufnahme im Darm. Dies führte in in Versuchen zu einer besseren Milchqualität der Sau und zu höheren Absetzgewichten bei den Ferkeln. Bei Milchleistungsabfall unter Hitzestress können die Ferkel von einer verbesserten Darmgesundheit und –funktion der Sau profitieren. Ebenso können Antioxidantien wie z.B. Vitamin C und E, Glycinate oder Selen die Zellen vor oxidativem Stress schützen und einem Leistungsabfall unter Hitzestress entgegen wirken. Frisst das Schwein nur 70% der errechneten Ration, muss die Konzentration entsprechend um 30% erhöht werden. Aromen werden dem Futter gerne zugesetzt, um die Futteraufnahme auch bei steigenden Temperaturen aufrechtzuerhalten. Allerdings sollte bedacht werden, dass dies keine Entlastung für das Tier bedeutet, sondern eher zu einer zusätzlichen Körperwärmebelastung führt. Alles in Allem sind Fütterungsstrategien für eine bessere Bewältigung von Hitzestress nie so effektiv wie bauliche Maßnahmen, die die Abgabe von Körperwärme an die Umgebung fördern. In Betrieben wo bauliche Alternativen an ihre Grenzen stoßen können sie jedoch ein zielführendes Instrument sein. Und sollte man diesen Sommer mal an seine Grenzen kommen, hilft es kreativ zu sein und einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Ferkelerzeugerin Nadine Henke aus Bruchhausen-Vilsen in Niedersachsen beispielsweise verschaffte ihren Sauen vergangenen Sommer während der Geburt Abkühlung durch das Auflegen nasser, kalter Handtücher (siehe Abb. 1-3). Die nassen Handtücher bewirken einen Wärmeverlust über die Haut und regen gleichzeitig den Kältereiz des vegetativen Nervensystems an, was zu einer Stabilisierung des Herz-Kreislauf-Systems führt. Das funktioniert natürlich nur so lange, wie die Handtücher auch kalt sind. Bei Nadine Henke werden sie regelmäßig nach 10-15 min gewechselt. Abb. 1-3: Facebook Beitrag „Hitzestress“, Fotos: © Broksersauen, Nadine Henke
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